Gemeinsam auf dem Weg zu einer Schule für Alle
„Max war in der Schule kein Überflieger. Aber seit der Ergotherapie möchte er später sogar Pilot werden. Das Zeug dazu hat er.“ (DVE)
Die Schulbasierte Ergotherapie ist ein neues Arbeitsfeld und versteht sich als Spezialgebiet der Ergotherapie in der Pädiatrie. Es bedarf noch viel Engagement und Entwicklungsarbeit unserer Berufsgruppe, um sich als fester Bestandteil in der schulischen Inklusion etablieren zu können.
Durch die Verpflichtung zur Inklusion findet eine Veränderung im Bildungssystem statt. Zum Beispiel erfolgt die Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in gemeinsamen Klassen an Regelschulen und durch gemeinsames Lernen von Anfang an. Die Schulen und das Schulsystem werden so gestaltet, dass alle nach ihren individuellen Bedürfnissen gemeinsam unterrichtet werden. Aus diesem Grund müssen die Abläufe in der Regelschule (Struktur, Didaktik, Prozesse, Aktivitäten, Umwelt) an die individuellen Bedürfnisse, Stärken, Schwächen und Beeinträchtigungen der Schüler angepasst werden.
Schulbasierte Ergotherapie hat das Ziel, die Teilhabe am Schulleben und die erfolgreiche Durchführung von alltäglichen Schulbetätigungen für alle Kinder zu ermöglichen. Die Behinderung eines Menschen steht dabei nicht im Vordergrund. Das Grundverständnis von natürlicher Diversität (soziales, humanistisches und menschenrechts-orientiertes Modell der Behinderung) in einer Klasse oder Schule ist die Basis des ergotherapeutischen Handelns und auch der Arbeitsweise des gesamten Schulteams im inklusiven Schulkontext.
Alltagsprobleme, Schulaktivitäten und Anforderungen im Schulalltag, die eine Herausforderung oder Barriere zur Teilhabe am Schulleben darstellen, stehen im Mittelpunkt. Der schulbasierte Ergotherapeut, Kind, Lehrer, Schulbegleiter und Eltern arbeiten gemeinsam in einem Problemlösungsprozess, um die Teilhabe des Kindes zu ermöglichen. Dabei geht es darum, alltagstaugliche Anpassungen zu erarbeiten, die gut umsetzbar sind und dem Stil des Lehrers entsprechen. Ergotherapeuten bringen in diesen Prozess ihr Fachwissen ein, wollen aber keinen Expertenstatus einnehmen. Gemeinsam gefundene Lösungsansätze sind nachvollziehbar und können dann auch auf andere Situationen übertragen werden.
In der schulbasierten Ergotherapie werden die Schulumwelt und die Schulbetätigungen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eines einzelnen Kindes (Einzelfallberatung) oder der Kinder einer Klasse oder Schulgemeinschaft (Response to Intervention – RtI; stufenweise Vorgehensweise) ausgerichtet. Der Therapeut erläutert Strategien, schlägt Anpassungen/Veränderungen bei spezifischen Schulaktivitäten oder Anpassungen in der Schulumwelt vor oder stellt entsprechendes Material oder Hilfsmittel zur Verfügung, um die Teilhabe des Kindes an typischen Schulaktivitäten zu maximieren.
Während manche Interventionen für eine gesamte Klasse genutzt werden können, sind andere ganz spezifisch für ein individuelles Kind und dessen Bedürfnisse ausgerichtet. Es ist wichtig, dass das Lehrpersonal dem Therapeuten Rückmeldung über die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen gibt, ob sie gut und einfach umzusetzen sind und ob die Maßnahmen den gegebenen Herausforderungen entsprechen. Partnerschaftliche Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um Lösungen für ein Kind zu finden, die den Bedürfnissen des Kindes entgegenkommen und auch in die jeweilige Klasse passen.
(Bild Quelle: DVE)
Im inklusiven Schulkontext können wir als Ergotherapeutinnen insbesondere die Lehrer / innen und OGS Betreuer in ihrem Arbeitsalltag unterstützen. Ergotherapie in der inklusiven Schule hat das Ziel, die Teilhabe am Schulleben und die erfolgreiche Durchführung von alltäglichen Betätigungen / Aktivitäten für alle Kinder zu ermöglichen.
Im Ausland längst selbstverständlich, bei uns noch Zukunftsmusik: in der Schule arbeitende Ergotherapeuten. Schulbasierte Ergotherapeuten arbeiten mit einem bestimmten Stundenkontingent in der natürlichen Lebensumwelt Schule bzw. im Klassenzimmer. Unsere Klienten sind die Schüler sowie Lehrer und Eltern. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit entstehen Lösungsmöglichkeiten, um die Partizipation an Schul – und Alltagsaktivitäten zu ermöglichen.